„Willst Du Bayerns Königin werden?“ Mit dieser Frage fordert der Bayerische Brauerbund alljährlich junge Damen dazu auf, sich als Bierkönigin zu bewerben. Christina Pollnick, Studentin des Zweifach-Bachelors English & American Studies & Pädagogik an der FAU, hat die Herausforderung angenommen. „Ich hatte mich schon im Vorjahr beworben, nachdem ich den Aufruf bei Facebook gesehen habe“, erzählt sie. „Es war eine Schnapsidee, ich war nicht gut vorbereitet, bin aber trotzdem zum Casting eingeladen worden.“ Ins Finale hat sie es aber nicht geschafft. Da war ihr Ehrgeiz geweckt worden. „Ich bin Perfektionistin und deshalb habe ich viel an mir gearbeitet“ sagt die 25-Jährige. Wesentlicher Bestandteil waren Bierverkostungen. „Ich sitze an der Quelle, weil ich nebenher in einem Getränkemarkt arbeite“, sagt sie schmunzelnd. Entstanden ist in diesem Jahr so ein Bierordner mit über 380 Biersorten. Den hatte Christina im Casting dabei. „Wir mussten uns vorstellen und einen persönlichen Gegenstand mitbringen. Ich hatte zwei dabei, weil ich mich nicht entscheiden konnte“, erzählt sie. Neben dem Bierlexikon stellte sie ein Glas „Papalade“, eine Biermarmelade, vor. Die hat sie gemeinsam mit ihrer Mitbewohnerin erfunden und vertreibt heute über zwölf Sorten davon. Es gibt sie zum Beispiel in den exotisch anmutenden Sorten Weißbier-Grapefruit oder Lemon-Lime-Ginger.
Damit konnte sie die Jury überzeugen: Mit sechs anderen Mädels zog sie in das Finale ein. Wer Bayerische Bierkönigin wird, entscheidet zu einem Drittel eine Online-Abstimmung, zu einem Drittel die Stimmen des Publikums beim Festabend in München sowie die Stimme der Jury. Bei dem Online-Voting lag Christina in Führung. „Das war harte Arbeit“, erinnert sie sich. „In den 28 Tagen hatte ich 35 Termine und dann noch die Öffentlichkeitsarbeit. Geschlafen habe ich in dieser Zeit kaum. Zum Glück haben mir zwei tolle Freunde geholfen, alle Termine zu koordinieren und Anfragen zu beantworten.“
„Jeder findet bei uns sein Bier“
Als sie es am entscheidenden Abend „nur“ auf Platz zwei landete, war sie kurz enttäuscht. Aber gleich am Wahlabend bekam sie einige Angebote. Nun ist sie designierte Oberfränkische Bierkönigin. „Das ist viel besser als bayerische Bierkönigin zu sein! Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich mich gleich dafür beworben!“, sagt sie begeistert. „Ich bin in Oberfranken geboren und aufgewachsen, das passt wunderbar.“ Und Christina ist überzeugt, dass die Franken das beste Bier haben, und sich nicht hinter den Bayern verstecken müssen. „Jeder findet bei uns sein Bier“, erklärt sie selbstbewusst. Die Liebe zum Bier ist ihr nicht in die Wiege gelegt worden. „Meine Eltern hatten ihre Lieblingssorte, aber ich wollte als Kind nie probieren oder den Schaum trinken“, erinnert sie sich. „Irgendwann habe ich gedacht, wenn man schon in Bayern wohnt, sollte man die wichtigsten Biersorten eigentlich kennen.“ Was aber sind die wichtigsten? Sie fing an, Biere zu probieren. Und war plötzlich fasziniert. „Ich kann 50 Weizen hintereinander probieren und jedes schmeckt anders – obwohl alle 50 Sorten die vier gleichen Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser haben.“
Nun ist Christina für mindestens ein Jahr Repräsentantin des oberfränkischen Gerstensafts. Bei Stadtfesten, Kirchweihen, Messen rund ums Bier sowie Brauereien und Mälzereien wird man die Oberfränkische Bierkönigin zu Gesicht bekommen. Ihr Wunsch ist es, dass Bier nicht länger eine Männerdomäne bleibt. „Ich habe es oft erlebt, dass Kunden im Getränkemarkt nach meinen männlichen Kollegen fragten, wenn sie auf der Suche nach einem guten fränkischen Bier waren. Dabei kenne ich mich im Team am besten von allen aus.“ Ihr Wunsch ist es, dass sie irgendwann ihre Leidenschaft für Bier mit ihrem Beruf Grundschullehrerin verbinden kann. „Das ist vielleicht unrealistisch, aber ich hoffe, dass ich eine Nische finden, wo ich mit meiner Leidenschaft reinpasse“, sagt sie hoffnungsvoll.