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Buchwissenschaft als brotlose Kunst? Von wegen!
Sebastian Frenzel, Laura Jacobi, Philip Krömer und Joseph Reinthaler haben Anfang dieses Jahres den homunculus-Verlag gegründet. Das ist zum einen etwas Besonderes, weil alle vier momentan noch Studenten sind. Zum anderen aber, weil Name und Konzept vielversprechend klingen und den Eindruck erwecken, hier entstehe etwas mit Alleinstellungsmerkmalen. Die Reflexmagazin-Redakteure Timo Sestu und Vera Podskalsky haben genauer nachgefragt und mit den Verlegern unter anderem über den Homunculus, literarische Monster, E-Books und Zeitlosigkeit gesprochen.
Reflex/Timo: Zunächst einmal stellen wir fest, dass ihr vier Studenten in der Abschlussphase eures Studiums seid. Wahrscheinlich hättet ihr Besseres zu tun, als gerade jetzt einen Verlag zu gründen. Warum habt ihr es trotzdem getan?
Sebastian: Die Idee gibt es schon lange. Es hat eigentlich nichts damit zu tun, dass wir nicht wissen, was wir nach dem Studium machen sollen.
Philip: Aber wir wollen uns unser Berufsleben, sagen wir, selber formen. Wir wollen nicht zahllose Praktika und Volontariate absolvieren, wie das in der Branche eigentlich üblich ist, bei Hungerlöhnen wohlgemerkt.
Joseph: Naja, der Hungerlohn, der istʼs ja jetzt sicher auch. Ich glaube, eine Sache, die wir auch immer wieder betont haben, ist, dass wenn du im Berufsleben steckst mit deinem Acht-Stunden-Tag, dann wirst du dich schwer tun, dich mit Gleichgesinnten zusammenzutun und die Arbeitszeit aufzubringen, so ein unternehmerisches Projekt zu starten. Und ich glaube, da eignet sich wiederum das Ende des Studiums als Startpunkt dieser Unternehmensgründung und Projektphase recht gut.
Reflex/Timo: Jetzt startet ihr mit dem homunculus-Verlag. „Homunculus“ ist ja so ein Wort, das eigentlich, glaube ich, nur im Faust II fällt, oder vielleicht in der Nachfolge noch manchmal. Und das ist ein künstlich erschaffener Mensch.
Joseph: … fällt auch schon bei Paracelsus.
Philip: Also in der Literaturgeschichte ist es, glaube ich, das Prominenteste, dass es bei Faust fällt. Wir haben dazu einen fantastischen Text für die Internetseite geschrieben, den du vielleicht…
Reflex/Timo: … den unsere Leser ja wahrscheinlich nicht kennen, wenn sie das Interview lesen.
Joseph: Das ist richtig. Jaja, eben, jaja.
Philip (Lacht): Nein. Joseph, vielleicht willst du mal kurz zusammenfassen, was du da geschrieben hast.
Joseph: Der Homunculus als Figur. Moment, ich muss mich erst sammeln. Den Text nochmal aufbauen.
Sebastian: Das wird jetzt alles wieder im Interview stehen bleiben.
Joseph: Alles. Joseph sammelt sich.
![Sebastian Frenzel, Laura Jacobi, Philip Krömer und Joseph Reinthaler haben ihren eigenen Verlag gegründet. Foto: Homunculus Verlag]()
Sebastian Frenzel, Laura Jacobi, Philip Krömer und Joseph Reinthaler haben ihren eigenen Verlag gegründet. Foto: homunculus verlag
Reflex/Vera: Und lacht. (Timo lacht.)
Joseph: Timo lacht.
Philip: Also, der Homunculus.
Joseph: Genau, der Homunculus. Der Homunculus ist, kulturhistorisch betrachtet, die künstlich erschaffene Intelligenz, weil der Leib oder die materielle Erscheinung des Homunculus nicht so wichtig sind. Künstlich erschaffene Intelligenz, das ist die Idee von der absoluten Kreativität des Menschen. Das tatsächliche Erschaffen einer Lebensform, und zwar nicht durch Klonen oder der beseelte Golem, dem der Odem eingehaucht wird, oder lebendige Puppen oder Androiden, sondern die lebendige Intelligenz, die der Mensch selbst erschafft. Und diese Beseeltheit ist ja ein absoluter Schöpfungsakt beziehungsweise Kreativität in absoluter Form. Und das ist sozusagen das hehre Ziel, das wir vielleicht auch in der Literatur finden. (Pause) Das ist jetzt viel zu abstrakt…
Philip (lacht): Vielleicht, ja.
Joseph: Ja, es ist schwierig zu beschreiben. Wie schon gesagt wurde, ist der Homunculus auch eine Figur in der Literatur, in der Literaturgeschichte, Goethes Faust II als Paradebeispiel. Dann haben wir den Homunculus noch in der Wahrnehmungspsychologie, was sehr interessant ist. Der Homunculus wird als Second-Level-Figur bezeichnet, die im Kopf sitzt und wahrnimmt –
Laura: — und vorliest.
Joseph: Genau, und das finden wir zum Beispiel im Leseprozess. Wir lesen einen Text und der Psychologe würde sagen, jetzt wandern erstmal die sensorischen Reize durchs Auge ins Gehirn, aber Vorlesen muss dann nochmal einer. Und das kennen wir ja auch, dass wenn wir einen Text lesen, es im Kopf schon sowas wie eine Stimme gibt. Ich würde sagen, das sind die drei Größen, die uns am Homunculus interessieren: Erstens die literarische Figur, die jeder aus dem Faust II kennt. Dann dieses Ideal der absoluten Kreativität, der Erschaffung von Wesens– und Geisteszuständen, die in irgendeiner Form absolut sind. Und drittens der Rezipient im eigenen Kopf, der uns ständig begleitet, wenn wir literaturinteressiert sind und lesen.
Reflex/Vera: Aber so ein bisschen denkt man ja auch zum Beispiel an E.T.A. Hoffmann mit dem Automaten und an das Maschinelle.
Philip: Das ist praktisch das Gegenmodell zum Homunculus. Nach Paracelsus, oder wer war das, entsteht der Homunculus… Wer hatte dieses großartige Rezept?
Joseph: Paracelus hat ein Rezept geschrieben.
Philip: Jedenfalls musst du deinen Samen dreißig Tage lang…
Joseph: …ausbrüten in Pferdescheiße und so weiter….
Philip: …in einer Phiole im Misthaufen ausbrüten. Und wenn du dann nach dreißig Tagen die Phiole wieder herausziehst, ist da drin ein winzig kleiner Mensch gewachsen, aus deinem Samen.
Joseph: Aber oft wird er eben so schön abstrakt bezeichnet, dass er transparent und nur noch ein Prinzip ist. Er ist dann irgendwie beinahe körperlos und braucht ein Trägermedium, darf nicht aus der Flasche, das haben wir auch bei Faust: „Natürlichem genügt das Weltall kaum, was künstlich ist, verlangt geschloßnen Raum.“
Philip: Und das gibt’s bei uns zwischen zwei Buchdeckeln.
Reflex/Timo: Klingt zunächst einmal verkopft.
Joseph: Ihr dürft übrigens die immer sehr prosaische Entscheidung für einen Markennamen nicht überschätzen (lacht).
Sebastian: Das war auch ein rebellischer Akt. Weil man uns geraten hat, dass wir eigentlich unsere Nachnamen nehmen sollen. (Lachen)
Joseph: Übrigens auch mit Rat aus der Branche. Überlegt euch doch, was die berühmtesten Verlage sind. Die heißen Fischer, Suhrkamp, Rowohlt, Beck…
Philip: Aber wir wollen keine große Verlegerpersönlichkeit aufbauen und uns dann quasi leitsternmäßig hinter dieser formieren.
Laura: Ja, auch insgesamt merkt man das in der jüngeren Verlagsbranche, dass da tatsächlich häufiger eben zu solchen Begriffen gegriffen wird, wie zum Beispiel beim Verbrecher-Verlag.
Joseph: Das ist sehr wichtig. Das funktioniert auch in Abgrenzung zu dem Kanon der etablierten Verlage, der ja oftmals erscheint, als wäre er nicht durchbrechbar.
Reflex/Timo: Aber jetzt habt ihr die Startups schon erwähnt. Da ist doch der Markt wahrscheinlich auch relativ umkämpft. Das ist ja nicht einfach, sich noch einzureihen, oder?
Laura: Da sehe ich nicht so eine große Konkurrenz. Es sind einfach viele kleine, die zum Teil dann ihre Nischen bedienen oder ihre Autoren haben und da wird nicht so viel umkämpft. Wir sehen das eher als Chance, da es zeigt, dass viele kleine Verlage die Möglichkeit haben, Fuß zu fassen und neben den großen etwas zu erreichen.
Reflex/Vera: Vielleicht könnt ihr erklären, wie ihr euch konkret positionieren wollt.
Philip: Da kann man eine schöne Liste aufmachen. Denn man hat immer gesagt, Indie-Verlage und Klein-Verlage, die sollen sich ihre Nische suchen. Je kleiner und enger die Nische, desto besser passen sie rein. Wer zum Beispiel Lyrik verlegt, der muss noch eine Spur mehr Idealismus und Risikobereitschaft mitbringen. Und Opferbereitschaft, vor allem bei Lyrik. Lyrik ist ja sowieso das Stiefkind der deutschen Literaturlandschaft, zumindest wirtschaftlich.
Reflex/Timo: Es wurde ja in den großen Zeitungen viel darüber spekuliert, dass die Lyrik jetzt zurückkommt.
Philip: Naja und gleichzeitig kam das Jahrbuch der deutschen Lyrik, bei dem im Nachwort die Herausgeberin Nora Gomringer erklärt hat, dass leider dieses Jahr nur Rotz dabei ist.
Joseph: Nein, sie hat das so formuliert: Das Jahrbuch der Lyrik ist repräsentativ für das, was wir erhalten haben. Auch wenn viele Menschen einiges vermissen werden. Sie hat es nämlich elegant formuliert. Du hast es gerade nicht elegant formuliert. Aber wir verlassen wirklich die Frage.
Reflex/Timo: Ja, das wünschen wir uns, dass wir ein bisschen so…
Reflex/Vera: mäandern…
Philip: Wir achten darauf, dass auch genug Informationen im Interview drin sind. Also ich wollte eigentlich sagen, wir wollen in keine Nische. Wir haben fünf Standbeine, die wir etablieren wollen, die ich gleich mal aufzähle: Da ist natürlich unser Druckprogramm, unsere gedruckten Bücher. Wir haben dazu noch E-Books, die bei uns einen großen Stellenwert haben, weil wir genauso viel Arbeit in die Aufbereitung, in die optische Herstellung und sowas legen.
Joseph: Zwei.
Philip: Hm?
Joseph: Ich zähle die Standbeine mit.
Philip: Okay, unser drittes Standbein wäre dann der vorerst mit einem einzigen Produkt vertretene Non-Book-Bereich, der möglicherweise (lacht) am besten gehen wird. Das ist nämlich unser literarisches Trumpfkartenspiel.
Joseph: Das war jetzt ein zynischer Kommentar von dir.
Philip: Genau, „Lacht“ bitte nachher einfügen.
Joseph: Klammer auf: Lacht: Klammer zu.
Philip: Also unser Trumpfkartenspiel Monster mit literarischen Monstern, die dann in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten können. Mit Zitaten aus den Originalwerken. Also alles schön literarisch, aber auch sehr unterhaltsam und eigentlich der perfekte Geschenkartikel für einen Literaturbegeisterten.
![Das Portfolio des Verlags ist breit und modern aufgestellt.]()
Das Portfolio des Verlags ist breit und modern aufgestellt. Foto: homunculus verlag
Reflex/Timo: Fast schon Off-Topic-Frage: Was ist der Supertrumpf?
Laura: Es gibt zwei, die die Größe „unendlich“ haben. Und das waren der Leviathan und …
Joseph: Doch, der Leviathan und Nidhögg, die haben Größe unendlich. Das ist ziemlich fies.
Laura: Genau.
Philip: Weil Nidhögg nach den Ragnarök alle Toten abtransportiert.
Joseph: Deswegen muss er einfach riesengroß sein, das ist klar. Aber an Kuriosität ist das Nasobem ganz groß.
Reflex/Timo: Was ist denn das Nasobem?
Joseph: Da beschreibt Morgenstern ein Tier, das auf seiner Nase schreitet und am Schluss heißt es: „Es steht noch nicht im Meyer. / Und auch im Brockhaus nicht. / Es trat aus meiner Leyer / zum ersten Mal ans Licht.“ Und der Brockhaus und das Meyersche haben darauf einige Jährchen später einen Eintrag gemacht zum Nasobem. Da hat sich um dieses Nasobem zwischen den Medien eine witzige Dynamik entwickelt. Das ist einfach irgendwie so ein kleines Kultobjekt geworden.
Reflex/Vera: Ziemlich cool. Du warst bei Säule drei. Es fehlen noch zwei.
Reflex/Timo: Ach, fünf Säulen haben wir?
Reflex/Vera: Ja, fünf Säulen.
Joseph: Non-Book hatten wir jetzt.
Philip: Ja, vierte Säule wäre unsere Zeitschrift: Seitenstechen. Wir arbeiten gerade ziemlich fleißig dran, dass die Debütausgabe herauskommt.
Joseph: Die wird viel dicker, als wir dachten.
Philip: Bei jährlichem Erscheinen ist das schon in Ordnung, wenn sie auf 250 Seiten kommt. Gut möglich, dass sie ungefähr die Länge haben wird. Ja, Thema ist Seefahren macht besser. Nach Klabund. Und da haben wir, glaube ich, eine sehr gute Auswahl getroffen.
Joseph: 315 Texte hatten wir zu bearbeiten.
Reflex/Vera: Wie viele Texte sind jetzt drin?
Reflex/Timo: Ihr habt doch nicht alle aufgenommen, die gekommen sind?
Laura: Das geht gar nicht.
Joseph: Alle. Was? Nein.
Philip: Es wird zwanzigbändig sein. (lacht)
Joseph: Nein, ein Bruchteil, natürlich, um Gottes willen. (Pause) Fünftes Standbein ist die Trenn-Software, genau.
Reflex/Vera: Was macht die Software?
Joseph: Mit ihr ist es möglich, an E-Books eine Postproduction halbautomatisch anzukoppeln. Also Absatzformatierungen und Trennungen anzufügen, die nicht bewältigbar sind, wenn du es manuell machen wollen würdest, für uns aber maßgeblich sind für eine ansprechende Typographie im elektronischen Publikationsbereich. Die gab‘s noch nicht. Und das Ding haben wir jetzt geschrieben. Das war ziemlich viel Aufwand. Die wird aber erst im Herbst vorgestellt und eingeführt, wenn unser erstes Printprogramm raus ist. Dann hoffen wir als Dienstleister für die E-Book-Postproduction, also die Nachproduktion nach dem ersten Setzen auftreten zu können, die sehr viele Fehler bereinigt, die momentan in E-Books gang und gäbe sind, weil das nötige Handwerkszeug noch fehlt.
Reflex/Timo: Viele Verlage haben auch in den letzten Jahren immer noch keine besonders gute Strategie für das digitale Programm entwickelt. Ja… und ihr habt aber so eine Strategie?
Philip: Es ist momentan übliche Branchenpraxis, die Textdatei, die man am Ende hat, die man dann ins Druckbuch klatscht…
Joseph: … als E-Book abzuspeichern.
Philip: Ja ne, einfach externen Firmen zu geben, IT-Dienstleistern, die das dann schnell konvertieren. Also es ist momentan eine rein technische Sache, bei der vielleicht der verlegerische Gedanke am weitesten in den Hintergrund gerückt ist. Und ja, wir machen das eben alles selber. Und deswegen machen wir das auch mit dem gleichen Engagement, mit dem wir unsere Bücher gestalten.
Joseph: Wobei man natürlich verstehen kann, warum das ein bisschen stiefmütterlich behandelt wird. Wir haben im deutschen Buchmarkt bei E-Books einen Absatzanteil von ungefähr vier Prozent.
Reflex/Timo: Und trotzdem wird in allen Veröffentlichungen, die man zu diesem Thema liest, das Ende des Buches propagiert.
Philip: Man sieht in der Branche gerne sein eigenes Ende voraus, möglicherweise um seine Relevanz in der Gegenwart zu betonen.
Joseph: Oder um seine Handlungsträgheit, die in der Buchbranche extrem ausgeprägt ist, ein bisschen zu rechtfertigen. Da spricht man gerne von der Unausweichbarkeit eines bestimmten Prozesses.
Philip: Wir vier sind der Meinung, dass das Hardcover-Buch als das Buch, das man zu Hause liest und ins Regal stellt, bestehen bleiben wird und das E-Book dafür das Taschenbuch als Gebrauchsbuch ablösen wird. Also dass man sagt, das eine ist das Sammler-Objekt und das E-Book ist dann das Gebrauchsobjekt, das aber deswegen nicht weniger gut aussehen sollte.
Joseph: Sammler-Objekt ist auch schon zu viel gesagt – das ist einfach ein haptisches Objekt. Etwas, das man beim Lesen gerne in der Hand hat – dazu muss man nicht mal Sammler sein.
Reflex/Vera: Gut, nur warum sollte ich denn so eine „haptische“ Klassikerausgabe bei euch kaufen anstatt woanders?
Laura: Zunächst einmal ist es natürlich so, dass wir nicht das veröffentlichen, was es schon gibt. Dickensʼ berühmtes Weihnachtsmärchen wollten wir jetzt z.B. explizit als eine schöne Weihnachtsausgabe gestalten, mit vielen Illustrationen, die es in diesem Umfang und der Qualität noch nicht gibt.
Joseph: Eine ganz klassische Schmuckausgabe. Aber mit Download-Content! Jeder, der eine Dickens-Ausgabe kauft, kriegt einen Download-Code, da kann man sich eine Karte von London von 1870 herunterladen und ein traditionelles Weihnachtslied. Bei der Karte haben wir darauf geachtet, dass man die Schauplätze der Geschichte darin finden kann.
Laura: Carl Einstein hingegen wird gar nicht mehr, oder kaum noch, verlegt, der ist ja ziemlich in Vergessenheit geraten. Da haben wir uns für den Prozess dieses Vergessens an sich interessiert – und für das Schicksal dieses Textes. Gleich nachdem Die schlimme Botschaft das erste Mal erschien, wurde er ja wegen Blasphemie eingestampft. Und Joseph hat da einiges an zeitgenössischen Materialien herausgesucht, die diesen Prozess dokumentieren und uns zeigen, wie das passieren konnte, dass solche Texte in Vergessenheit geraten. Und dann gibt es noch unsere Reihe zur Entstehung der Kriminalliteratur. Das ist eine Zusammenstellung von Texten, die es so noch nicht gibt, die Schritt für Schritt zeigen soll, wie sich dieses Genre entwickelt hat. Außerdem haben wir für die fremdsprachigen Texte, zum Beispiel Dickens, die Erstübersetzungen vollständig überarbeitet, weil wir fanden, dass die aktuellen Übersetzungen immer noch nicht ausreichend sind.
Joseph: Exaktheit, die Materialität des Buches und Aufbereitung des Materials, Anreichern durch Kompilieren und Download-Content mit tonnenweise Illustrationen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Und unsere Zeitschrift spiegelt im Prinzip unsere Programmgestaltung im Kleinen.
Philip: Vielleicht könnte man hier unser Motto einfließen lassen: Literatur für alle Zeit.
Reflex/Timo: Literatur für alle Zeit… das ist in seiner Doppeldeutigkeit auch irgendwie ambitioniert.
Philip: Genau.
Joseph: … also, Literatur als zeitloser Faktor, Literatur, die ihre Rezipierbarkeit nicht verliert, die dann aber von uns zeitgenössisch aufbereitet wird. Wir machen eben kein Caspar-David-Friedrich-Bild vorne drauf und sagen: „Schaut mal, wie alt das Zeug ist“. Zeitlosigkeit also – und das beinhaltet natürlich auch unsere zeitgenössische Literatur. In unserer Zeitschrift haben wir 50% „klassische“ Literatur und 50% Gegenwartsliteratur, vom Bachmann-Preisträger bis zum absoluten Anfänger. Unser erstes Thema „Seefahren macht besser“ hat dabei so ein breites Spektrum aufgemacht, es wird wunderbar sein, zu sehen, wie ein bestimmtes Thema durch die Zeit bearbeitet wird.
Reflex/Timo: Dann können wir uns ja darauf freuen. Vielen Dank für das Interview. Bleibt uns nur noch, eurem Verlag die im Motto anklingende Langlebigkeit zu wünschen!
Das Interview führten Timo Sestu und Vera Podskalsky. Es erschien zuers tim studentischen Kulturmagazin www.reflexmagazin.de
Weitere Infos zum homunculus-Verlag gibt es hier.