
Basketball und viele andere Sportarten verbinden Menschen – unabhängig von Sprache, Kultur und Herkunft. Foto: Christoph Benesch
In die Knie gehen. Die Arme anwinkeln. Den Korb fixieren. Werfen. Dabei das das Handgelenk abknicken und den Arm wie eine Regenrinne am Körper ansetzen. Der perfekte Wurf. Um den Ball sicher durch den Ring gleiten zu lassen ist eines wichtig: Sich in diesem Moment einzig und allein auf den Wurf zu konzentrieren. Während man Basketball spielt, oder eine andere Sportart betreibt vergisst man schnell so Einiges. Den Streit mit der Freundin, oder die Statistik-Klausur die man nur mit Ach und Krach bestanden hat. Wenn diese Jungs am Betonplatz in Buckenhof dribbeln, werfen, und rennen versuchen sie allerdings etwas anders zu vergessen: Die Flucht aus ihrer Heimat. Sie kamen nach Deutschland, um der Gewalt, dem Terror und der Angst zu entkommen. Nun stehen sie auf dem Platz zusammen mit gleichaltrigen Deutschen und spielen um jeden Punkt. Jeder ist hier gleich, jeder ist hier Basketballspieler.
Angefangen hat alles mit einer simplen Frage. „Wollt ihr mitspielen?“ In Buckenhof spielten zwei deutsche Jungs vorher schon regelmäßig. Seit dieser Frage tun sie es mit vielen neuen Freunden. Immer mehr Jugendliche und Sportbegeisterte schlossen sich an. Christoph Benesch, Redakteur der Nürnberger Nachrichten, nahm sich der Sache an. Über eine Whatsapp-Gruppe werden die Trainingstermine organisiert und koordiniert. Neulich fanden sich sogar schon über 40 Spieler zusammen, 20 von ihnen waren unbegleitete Jugendliche. Im Sommer wurde oft so lange gespielt, bis die Sonne unterging und die laue Abendluft sich über den Platz legte. Irgendwann wurden die Tage kürzer, die Temperaturen kühler und Christoph Benesch wusste, er muss sich etwas einfallen lassen. Denn: Das Projekt war der Grundstein neuer Freundschaften, neuer Leidenschaften und eine willkommene Abwechslung im Alltag der Flüchtlinge. Das Ganze ist ein großes Geben und Nehmen: Es findet ein Kulturaustausch statt, man bringt sich gegenseitig seine Sprache bei, kocht miteinander, redet über alles was einem so im Kopf rumschwirrt.
Das Projekt sollte also unbedingt fortgeführt werden und dazu musste eine Halle her. Benesch entschied, einen kleinen Spendenaufruf in die Erlanger Nachrichten zu setzen. Das Resultat: Unglaublich viel Hilfsbereitschaft. Einige Erlanger riefen sogar an um anzubieten die Jugendlichen von ihren Unterkünften zur Halle zu fahren. Regelmäßig. Diese enorme, fast überschwängliche Bereitschaft zu helfen beschreibt Benesch mit diesen Worten: „Es ist großartig. Und, ganz ehrlich: Überwältigend, damit hätte ich nie gerechnet. Das macht Mut und sehr glücklich zu sehen, dass es Menschen gibt, die so viel Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft haben.“ Das Training kann nun also auch in der kalten Jahreszeit weiter stattfinden. Und nicht nur das: Anfangs wurde noch in Flip-Flops gespielt, aber dank einer Sammelaktion haben die Spieler nun Sportschuhe, Leibchen und Shorts.
Da macht Basketball natürlich gleich mehr Spaß und die Jugendlichen sind weiter fleißig am Trainieren. Sport als Integrationsmotor und mehr noch, als Lebensbereicherung. Wer selbst aktiv werden möchte, kann dem unten verlinkten Artikel Informationen zu weiteren Sportangeboten und Spendenmöglichkeiten entnehmen.
Weitere Informationen findet ihr auch auf nordbayern.de