
Perspektiven gibt es für alle Absolventen – man muss nur seine eigenen Talente und Stärken einbringen. Foto: Milena Kühnlein
Alle Mediziner helfen mit Ritalin nach, alle Juristen werden vom Anwalt-Papi finanziert und die BWLer laufen sowieso nur in überteuerten Polo-Hemden herum. Klingen diese Klischees nicht langsam etwas veraltet? Ein Klischee hält sich allerdings nach wie vor sehr hartnäckig: Geisteswissenschaftler werden später mal Taxifahrer.
Dass das nicht so ist, haben die Referenten des Vortrags „Berufsperspektiven für Geisteswissenschaftler“ am Dienstag, den 21. Februar, bewiesen. Die Vortragsreihe begann mit „trojanized: Ein verblüffend wirksamer Weg, um den passenden Job zu finden“ gehalten von Sebastian Pioch. Vor allem unentschlossene Studenten dürfte dieser Vortrag interessiert haben. Seine Hauptaussage war, dass jeder Mensch Talente und Motivationen hat, die ihn antreiben. Es liegt am Individuum selbst, diese herauszukitzeln und in der Berufswelt für sich zu nutzen. Je mehr man über sich selbst und seine Stärken weiß, umso einfacher findet man die richtige Berufsbranche für sich.
Das Thema „Irgendwas mit Medien“ griff Nicole Schwertner vom MedienCampus Bayern e.V. auf. Dass die Medienbranche sehr vielfältig ist, ist selbstredend. Allerdings machte Nicole Schwertner auf Berufszweige aufmerksam, die nicht jeder Student, der sich für Medien interessiert, direkt auf dem Schirm hat. Wusstet ihr beispielsweise, dass sowohl die Gamingbranche als auch die Design- und Kommunikationsbranche eng mit redaktionellen und journalistischen Berufen verwachsen sind? Das Thema Marketing, PR- und Öffentlichkeitsarbeit wurden zudem ebenso ausführlich vorgestellt wie der Medienstandort Bayern. Trotz des guten Überblicks fehlte es dem Vortrag ein wenig an Tiefgang und Details. Dennoch schaffte Nicole Schwertner es, die Möglichkeiten der Medienbranche aufzuzählen und so für den einen oder anderen Studenten vielleicht ein paar neue Impulse zu setzen.
Berufe werden vielschichtiger
Für viele Kindheitserinnerungen und spannende Einblicke in die Lektoratsarbeit sorgte Nicole Hummel vom Tessloff Verlag. Sie stellte vor, was man sich grundsätzlich unter Verlagsarbeit vorstellen kann und referierte über die einzelnen Schritte von der Idee bis zum fertigen Buch. Für viele Studenten – insbesondere der Buchwissenschaft – ist die Arbeit in einem Buchverlag immer noch DER Traumjob. Dass dazu mehr gehört als Korrekturlesen, ließ Nicole Hummel dennoch deutlich wissen. Marketing, Presse- und Messearbeit sind ebenso Bestandteil wie eine enge Zusammenarbeit mit Illustratoren, Druckereien und Autoren. Die Lektorin des bekannten Was-ist-Was-Sachbuchs für Kinder brachte zudem einiges an Anschauungsmaterial mit. Ein wirklich gelungener Vortrag, der durchaus nachvollziehen lässt, warum der Berufseinstieg in das Verlagswesen so beliebt und hart umkämpft ist.
Abschließend referierte Dr. Hans-Dieter Dörfler von der Birke und Partner GmbH über seine Tätigkeit, seinen Werdegang und seine Meinung über Studenten der Geisteswissenschaften. Er selbst stellte bereits Studenten der Politikwissenschaften, Physik und sogar Philosophie in seinem Kommunikationsunternehmen an. Seine Botschaft an diesem Nachmittag war, sich seiner Stärken bewusst zu sein und diese selbstbewusst an Arbeitgeber heranzuführen. Studenten der Geisteswissenschaften bringen Eigenschaften wie Kreativität, Textverständnis, Textverarbeitung, Sprachwissen und Präsentationstalent mit. Dies sind alles Fähigkeiten, die in unterschiedlichsten Branchen gebraucht werden. Als Cultural Guide kann man beispielsweise ausländische Arbeiter in Unternehmensphilosophien und die Unternehmensstandorte einführen. Als Sozi in einem Industriekonzern? Ja, das geht! Neben den klassischen Branchen wie Marketing, Pressearbeit, Tourismus, Pädagogik oder Verwaltungswesen kann sich für Studenten so ein ganz neuer Markt öffnen. Wichtig ist, vorzeitig seine Fühler auszustrecken, sich auszuprobieren und Praxiserfahrung zu sammeln. So kann man auch als Geisteswissenschaftler die Karriereleiter erklimmen.