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„What happened last week?“

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Vor dem Büro eines Dozenten beim Warten auf die Sprechstunde kennengelernt und jetzt im Interview.: Sham Jaff (rechts) mit Redakteurin Hannah Riemann. Foto: Sham Jaff

Eine Studentin, ein Newsletter, fünf Jahre Arbeit, 125 Ausgaben, 3000 Abonnenten aus über 100 verschiedenen Ländern und das Ziel, Politik für jeden zugänglich zu machen. Sham Jaff ist Masterstudentin der Nahoststudien an der FAU, arbeitet nebenbei und führt auch noch einen erfolgreichen Newsletter, der „What happened last Week“ heißt. Wie sie das alles unter einen Hut bekommt, was sie dazu bewegt hat, diesen Newsletter zu schreiben und woher sie vor allem die Motivation nimmt, ist beeindruckend. Denn seien wir ehrlich: Jeder von uns hatte doch auch schon mal einen Heureka-Moment alias „Was ne coole Idee – ich Genie -, die sollte ich auf jeden Fall ausarbeiten“, meistens gefolgt von einem nüchternen „Naja wird eh nicht klappen. Bin wohl mal wieder etwas übermütig unterwegs. Nur verschwendete Energie – da schau ich lieber Netflix.“.

Sham findet aber, dass es jede Idee wert ist, ausprobiert zu werden. Denn nach vielen verrückten Ideen hat bei ihr letztendlich eine funktioniert – und das besser als je erwartet. Sie erzählt uns, wie ihre Idee zu einem sehenswerten Newsletter heranwuchs und ermutigt damit, den Spinnereien eine Chance zu geben.

Am Anfang war…

… der Newsletter noch kein Newsletter, sondern ein Blog, den sie geführt hat um für sich selbst das Gelernte aus dem Studium verständlicher zu machen. Immer mehr Leser folgten ihrem Blog und es machte ihr immer mehr Spaß, Leuten ihre eigene Meinung näher zu bringen und auch für andere den Zugang zur Politik einfacher zu gestalten.  Das und viel freie Zeit während eines Praktikums brachten Sham dazu, ihren Blog auszuarbeiten: Sie recherchierte weltweit Themen, die nicht in den deutschen Nachrichten kamen, machte diese verständlicher und veröffentlichte sie letztendlich auf ihrem Blog.

Der springende Punkt

„New phone, who dis?“– ein kurzer Überblick über den Inhalt der Newsletter wird auf solchen Bildern auf der zum Newsletter dazugehörigen Facebook-Seite gepostet. Graphik: Sham Jaff

Ihr anfänglicher Selbsthilfe-Blog wurde immer erfolgreicherer und letztendlich mit der Hilfe ihres besten Freundes ein Newsletter, der innerhalb einer Woche über 100 Abonnenten hatte. Das war 2014 und seitdem steigt die Abonnentenzahl stetig. Jede Woche verschickt sie ihren Newsletter, in dem nach langer Recherche kurz zusammengefasst und in einfacher Sprache die wichtigsten Nachrichten aller Welt auf den Punkt gebracht werden. Pünktlich jeden Montag findet so jeder Abonnent den Newsletter in seinem E-Mail Account und behält in unserer informationsgefluteten Welt den Überblick über das Weltgeschehen, ohne stundenlang Zeitungen lesen zu müssen und nebenbei gefühlt tausend Fremdwörter nachzuschlagen.

Kein unverständliches Akademikergerede…

…sondern einfache und verständliche Sprache. Sham ist es wichtig, dass nicht nur Akademiker, sondern jeder den Zugang zu Nachrichten und Politik findet und diese verstehen kann. Deswegen hält sie auch Ihren Newsletter in einfacher Sprache, bricht die Nachrichten auf die wichtigsten Fakten herunter und verläuft sich nicht in ewig langen Fremdwörtern oder Sätzen.

„Always look on the bright sight of life“

Da wir in unserer heutigen Zeit das Gefühl haben, dass nur schlimme Dinge auf dieser Welt passieren, ist es Sham besonders wichtig, auch Humor und positive Nachrichten in ihren Newsletter zu bringen. „Hey, die Welt ist besser als früher! Und darauf wird viel zu wenig eingegangen.“ Wer also auf kuriose Neuigkeiten, Humor und Positives steht, kommt auch hier nicht zu kurz.

Ein kleines Projekt, das große Wellen schlägt

Der Newsletter wird immer weiter ausgebaut. Neben dem anfänglichen allgemeinen Newsletter zum weltweiten Geschehen gibt es jetzt einen Newsletter, der sich nur mit kurdischen Neuigkeiten beschäftigt. Außerdem sind aktuell ein türkischer sowie ein brasilianischer Newsletter in Arbeit, die alle nicht von Sham, sondern von Lesern, die sich bei ihr gemeldet haben, geschrieben werden. Diese Art der Verbundenheit zu den Lesern ist Sham besonders wichtig. Sie will nämlich nicht nur passiv mit ihren Lesern in Kontakt sein, sondern diese auch interaktiv einbinden. Durch ihre Leser, die ihr E-Mails schreiben, hat sie schon sehr viel lernen können und sie wünscht sich für die Zukunft des Newsletters, dass dieser zu einer Community heranwächst. Journalisten aus der ganzen Welt gibt sie die Möglichkeit, Beiträge für den Newsletter zu schreiben und bietet somit eine Art Plattform. Denn für Sham ist es wichtig, Journalismus auch im 21. Jahrhundert am Leben zu halten, „denn er ist nicht am sterben, wie viele denken. Er muss nur authentisch kommuniziert werden, denn das ist die beste Art der Kommunikation.“

Nach erfolgreichem Vorstellen des Newsletter auf der Republica und auch interessanten Gesprächen mit Redakteuren bekannter Zeitungen, die begeistert von ihrem Newsletter sind, bleibt nur zu sagen, dass die Zukunft für „What happened last week“ mehr als rosig aussieht.

„Jeder hat seinen einzigartigen Mehrwert – und Ideen“

Diese Worte könnten von Sham sein, stehen aber auf einem Sticker in Budapest. Wer weiß, vielleicht hat sie ihn ja da hingeklebt…
Foto: Hannah Riemann

Wenn man sich so mit Sham unterhält, hat man oft das Gefühl es mit einem weisen Philosophen zu tun zu haben, der sich als 27 jährige Studentin tarnt und sich ungewohnt verständlich ausdrückt. So ist Sham der festen Überzeugung, dass jeder sein eigenes Projekt auf die Beine stellen kann. Jeder hat seinen individuellen Mehrwert, denn „keiner ist wie du selbst.“ Innovative Ideen und Projekte werden mit genügend Eigeninitiative heranwachsen, wie wir an Shams Newsletter beobachten können. Eigeninitiative ist jedoch noch ein wichtiges Stichwort, denn Sham finanziert ihren kostenlosen Newsletter komplett alleine. Um ihn betreiben zu können, arbeitet sie nebenbei und gibt ihren Lesern die Möglichkeit, über die Website Geld für den Newsletter zu spenden. Denn Geld für ihren Newsletter zu verlangen widerspräche dem Grundgedanken des Newsletter, Politik jedem zugänglich machen zu können.

Also ihr Lieben: Nehmt euch ein Beispiel an Sham. Das nächste Mal, wenn ihr wieder einen Heureka-Moment habt, probiert einfach mal aus, die Idee auszuarbeiten. Vielleicht wird ja was daraus und wenn nicht, dann habt ihr bestimmt bald eine neue, verrücktere und bessere Idee.

Denn selbst auf einem weisen Sticker in einer Kneipe in Budapest steht geschrieben: „Dreams come a size too big so we can grow into them.“

Shams Newsletter findet ihr hier: http://www.whathappenedlastweek.com/

Vielen Dank für das Gespräch, Sham!

Hannah Riemann


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