Rentiere in anderen Galaxien, kompostierte Kleidung und eine Matratze zum Ausruhen: Die Studierenden des Lehrstuhls für Kunstpädagogik bekommen mit der Jahresausstellung die Chance, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Arbeiten sind nicht im Rahmen eines Seminars entstanden sondern zeigen Ideen der Studierenden selbst. Dozent und akademischer Direktor Peter Mayer betrachtet dies als besonders spannend. Neben Klausuren, Referaten und dem typischen Studentenalltag haben sich die Kunststudenten Zeit genommen, um an ihrer Kunst zu arbeiten und zu feilen. Das Ergebnis: Eine abwechslungsreiche, interessante und individuelle Kunstausstellung 2017. Als kleinen Extraanreiz sponsert die Firma boesner GmbH in diesem Jahr Geld- und Materialpreise für die besten Kunstwerke. Für viele Kunststudenten ist dies vor allem ein Zeichen dafür, dass die eigene Kunst wertgeschätzt und als solche anerkannt wird. Zudem löst die Ausstellung vor einem breiten öffentlichen Publikum einen besonderen Reiz aus. Für einige Studenten ist es das erste Mal, ihre Werke auf so eine Art zu zeigen.
Sehnsuchtsort Italien
Die diesjährige Ausstellung des Lehrstuhls für Kunstpädagogik lässt sich schwer einordnen. Die einzig wiederkehrenden Elemente sind die Impressionen Italiens, was mit der Forschungsreise der Studierenden zusammenhängt. Zeichnungen oder Comic Strips, die italienische Gässchen oder ähnliche Motive zeigen, ziehen Besucher schnell in ihren Bann. Doch auch gewagte Installationen und Skulpturen sind vertreten. Ein goldrotes Herz lenkt beim Betreten des Ausstellungsraumes sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Es sind Werke zum Betrachten, zum Nachdenken, zum Interpretieren oder zum Schmunzeln. Jedes Werk spiegelt die individuellen Ideen der Studenten wieder und so ist keines wirklich mit einem anderen vergleichbar.
Die riesigen Kisten fallen im großen Ausstellungsraum sicher sofort ins Auge. Wie eine Tür eröffnen sie den Blick in eine bereits vergangene Welt. Ein übergroßer Ausdruck eines älteren Mannes verbirgt sich hinter der Mauer aus Kisten. Der Mann auf dem Bild zeigt den Großvater des Künstlers Andy Frischholz. Dieser wandelte auf den Spuren seiner Familie, sammelte Fundstücke und errichtete mit diesen einen künstlichen Raum. Alle Kisten sind mit dem Hab und Gut seines Opas gefüllt. Der so entstandene Raum erschafft eine neue, alte Welt der Erinnerung und spürt bereits Verborgenes und Vergangenes erneut auf. Eine fast aus der Erinnerung gleitende Welt wird so ins Hier und Jetzt versetzt. Sehenswert.
Fragilität und Leichtigkeit
Das Kunstwerk von Christina Busch zeigt direkt daneben ein Meisterwerk der Handarbeit. Mit Schere, Cutter und Skalpell wagte sich die Kunststudentin an einem Papierschnitt, der dreidimensional den Raum einnimmt. Mit unfassbarer Präzession und Geduld erschuf sie so ein Kunstwerk, das neben handwerklicher Raffinesse auch ein spannendes Schattenspiel kreiert. Die Fragilität und Leichtigkeit des laden zu langer Betrachtung ein. Dabei fasziniert es, wie das weiße Werk einerseits in der Wand verschwindet, anderseits aus jener heraustritt. Barbara Kalb widmete sich hingegen ganz und gar der Zeichnung. Eine Selbstrecherche gipfelte in realen und brillanten Aktzeichnungen. Schattierungen und Proportionen fängt die Künstlerin mit beeindruckender Sicherheit ein und zaubert so faszinierende, mit Schattenreflexen gespickte Zeichnung, die den Betrachter für einen Moment voll einnehmen.
Einfach selbst anschauen!
Wer sich selbst von den Ausstellungswerken faszinieren lassen will und sie mit eigenem Auge betrachten will, kann dies noch bis zum 13. Februar 2017 tun. Montag bis Donnerstag von 9 bis 18 Uhr und Freitag von 9 bis 16 Uhr darf man sich in der Dutzendteichstraße 24 in Nürnberg von den Werken der angehenden Kunstpädagogen begeistern lassen.