Im Rahmen des gemeinsamen Länderjahres, das Deutschland und Mexiko von Mai 2016 bis Frühjahr 2017 veranstalten, bietet Frau Prof. Dr. Jansen im laufenden Sommersemester ein Projektseminar zum Thema „Sprachenrechte in Mexiko“ an, welches indigene Sprecher, die 6,7 % der mexikanischen Bevölkerung ausmachen, thematisiert. Teil dieser Veranstaltung war eine sechstägige Exkursion nach Berlin, an der die elf Studierenden der Romanistik Lisa Knaub, Anika Pinz, Stanislav Schupp, Kim Kachelriess, Christina Hofmann-Struppe, Jana Lugert, Melda Bektas, Alissa Hayes, Natascha Walther, Vanessa Haubner und Efthalia Prokopiou sowie die zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Romanistik, Celia Vásquez Zárate und Sophia Schnuchel, teilnahmen. In den der Exkursion vorausgehenden Wochen brachte uns Frau Prof. Dr. Jansen thematisch auf den neuesten Stand: Sie informierte uns über Sprachenrechte, über die aktuelle mexikanische Sprachpolitik sowie über die sprachliche Situation in Mexiko, wo noch heute (laut INALI) neben dem Spanischen 364 indigene Sprachen gesprochen werden. Zudem kam Frau Dr. Ulrike Mühlschlegel vom Iberoamerikanischen Institut Berlin (IAI) in unser Seminar und referierte über Sprachpolitik in Mexiko und über Maya-Sprachen. Daraufhin arbeiteten wir uns inhaltlich weiter ein, machten uns Gedanken über ein eigenes Forschungsthema, und schon ging es ab nach Berlin, wo uns ein abwechslungsreiches Programm erwartete.
Der erste Morgen begann mit einem Empfang im Iberoamerikanischen Institut, da wir in den dortigen Beständen (immerhin größte Bibliothek Europas zu Lateinamerika!) recherchieren wollten. Später konnten wir bei einer Führung durch die Bibliothek und die Sondersammlungen, geleitet von Frau Jungbluth, die abgeschiedensten Ecken des Instituts wie die Kartensammlung, die Phonothek und ein Kämmerchen mit Werken aus Nachlässen kennenlernen. Flankiert wurde unser Aufenthalt am IAI von zwei Expertenvorträgen. Der Altamerikanist Prof. Dr. Michael Dürr informierte uns über die Dokumentation der Mayasprachen und machte exemplarisch einen Sprachvergleich, indem er grammatikalisch einzigartige Strukturen in Mayasprachen aufzeigte. Herr Dr. Friedhelm Schmidt-Welle, der von 2008–2010 an der UNAM in Mexiko-Stadt die Humboldt-Professur des DAAD innehatte, berichtete über seine Erfahrungen sowie über die wissenschaftliche und kulturelle Kooperation zwischen Mexiko und Deutschland. Er wies auch auf das Problem hin, dass Kultur und Literatur der Indigenen im mexikanischen Schulunterricht wenig Beachtung finden und fast ausschließlich von Anthropologen registriert werden.
Sprache der Schönheit
Des Weiteren besuchten wir im Martin-Gropius-Bau die Sonderausstellung „Die Maya – Sprache der Schönheit“. Die Sammlung zeigt ca. 300 Kunstwerke der Maya, die ab 500 v. Chr. in Südmexiko eine Hochkultur aufbauten. So konnten wir mexikanische Nationalschätze aus Stein und Ton wie Stelen mit Hieroglyphen, Götterstatuen, Tierfiguren und zwei Chak Mo’ol-Skulpturen bewundern.
Ein weiteres Highlight war der Empfang in der mexikanischen Botschaft durch den Diplomaten Alejandro Larenas Martínez, Leiter der Abteilung für Technische, Wissenschaftliche und Akademische Zusammenarbeit. Er berichtete über die mexikanisch-deutsche Kooperation sowie über Aktivitäten anlässlich des gemeinsamen Länderjahres und hob die Bedeutung der Beziehung zwischen beiden Staaten hervor. Frau Prof. Dr. Jansen erläuterte ihrerseits die Mexiko-Aktivitäten des Instituts für Romanistik der Universität Erlangen und informierte über unser Projektseminar. Sophia Schnuchel stellte ihre Zulassungsarbeit zum Kontakt des Spanischen mit indigenen Sprachen, die veröffentlicht und mit dem Preis der philosophischen Fakultät 2015 ausgezeichnet worden ist, vor und übergab diese. Zudem berichteten wir alle über unsere Forschungsprojekte, die u. a. Standardisierung der indigenen Sprachen, interkulturelle Bildung und Sprechereinstellungen thematisieren.
Unseren Aufenthalt ließen wir in einem typisch mexikanischen Restaurant bei Tacos, Quesadillas und Enchiladas ausklingen und kehrten mit viel Lesestoff aus dem IAI nach Erlangen zurück.
Gastbeitrag von Sophia Schnuchel