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„Wir wollen Wissen vermitteln, das einen nachhaltigen Erfolg hat“– Anja Fernholz über Technik ohne Grenzen

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Gemeinsam stark. Anja Fernholz im ghanaischen Dorf Nkanfoa. Foto: privat

Ein Haus aus Lehm, verdorrte Bäume, barfüßige Kinder zu viert in eine Bank gequetscht. Viele haben genau dieses Bild vor Augen, wenn man von Schule in Afrika spricht. In vielen Regionen ist das leider auch noch die Realität. Allerdings findet auch hier ein Wandel statt, unaufhaltsam auf dem Weg in die Moderne. In vielen Schulen gibt es mittlerweile Computer, viele davon gespendet aus Industrieländern. Benutzt werden sie nicht immer, denn oftmals fehlt den Lehrern ein fundiertes Wissen im technischen Bereich. „Da wollen wir ansetzen. Wir wollen Wissen vermitteln, das einen nachhaltigen Erfolg hat“, sagt Anja Fernholz. Die 22-Jährige studiert Energietechnik in Erlangen und ist aktives Mitglied bei Technik ohne Grenzen e.V. (TeoG). Dabei handelt es sich um einen Verein, der technischen Fortschritt auch in Entwicklungsländer bringen will – ähnlich wie Ärzte ohne Grenzen das mit der medizinischen Versorgung vorhaben. „Weltweit haben wir inzwischen etwa 350 Mitglieder, die in unterschiedliche Regionalgruppen aufgeteilt sind“, erzählt Fernholz. „Jede Gruppe macht ihre eigenen Projekte, in Erlangen treffen wir uns zum Beispiel jeden zweiten Montag.“ Bei diesen Treffen berichtet jede Gruppe von den neuesten Entwicklungen und die Regionalgruppen tauschen sich untereinander aus.

Der Computerunterricht läuft sehr gut

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Die in Erlangen gesammelten Laptops kommen in Ghana zum Einsatz. Foto: Anja Fernholz

Im Frühjahr vergangenen Jahres war Fernholz selbst für dreieinhalb Wochen für ein von TeoG betreutes Projekt in dem ghanaischen Dorf Nkanfoa. „Bei diesem Projekt waren zwei Regionalgruppen beteiligt: unsere Erlanger Gruppe und eine aus dem ghanaischen Cape Coast“, sagt sie. Die Erlanger Gruppe hatte im Voraus Laptops gesammelt, die zumeist gespendet wurden, und hatte dann in zwei Schulen in Ghana PC-Räume eingerichtet. „Wir haben den Lehrern PC-Kurse gegeben und eine Internetverbindung installiert. Vorher haben die Lehrer ihren Schülern alles aus Büchern gelehrt“, erzählt Fernholz. Es habe nur in einer Schule Computer gegeben, von denen allerdings ein großer Teil nicht funktionierte. „Einige konnten wir auch reparieren.“ Vor kurzem hat sich Rachel Hormeku, eine Kollegin von TeoG in Ghana, bei ihr gemeldet und berichtet, dass der Computerunterricht sehr gut laufe und die Kinder davon sehr profitieren würden. Rachel leitet inzwischen das Computerprojekt in dem westafrikanischen Land und freut sich über die langfristigen Erfolge.

Momentan beteiligt sich Anja Fernholz an zwei TeoG-Projekten gleichzeitig: an einem Computer-Projekt in Afrika und einem Solarthermie-Projekt in Brasilien. „In Agona Abodom in Ghana soll an allen vier Basic Schools jeweils ein Computerraum eingerichtet werden. So sollen alle Schüler des Dorfes Zugang zu Computern haben.“ Die Schüler der Basic Schools sind zwischen sechs und 15 Jahre alt. Auch hier will TeoG für Ausstattung und Unterricht aufkommen. Da die Vermittlung von Microsoft-Office, Internet und PC-Grundlagen doch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, sollen die Projekte nun ein wenig länger dauern. „Drei bis vier Wochen werden unsere Mitarbeiter von TeoG den Schulen zur Hand gehen.“ Das sei der momentane Stand der Planung, an der sich aber auch noch etwas ändern könne.

Solarthermie-Projekt in Brasilien

Zugang zum Internet ist für alle Menschen wichtig. Foto: Anja Fernholz

Zugang zum Internet ist für alle Menschen wichtig. Foto: Anja Fernholz

Das Solarthermie-Projekt in Brasilien ist vollkommen anders als das in Ghana, hier geht es nicht um Computer. Die Kleinstadt Irati m Bundesstaat Paraná soll künftig einen großen Teil ihrer Stromkosten einsparen können: TeoG will den Leuten vor Ort Wissen vermitteln, warum Strom sparen nötig ist und wie man das anstellen kann. Dazu will die Organisation von einer brasilianischen Firma schwarz-lackierte PVC-Platten kaufen, die möglichst viel Sonnenlicht absorbieren. „Auf den Dächern der Häuser befindet sich ein Wassertank, der mit einem Kollektor verbunden ist“, erklärt Fernholz. „Das kalte Wasser fließt dann in das Panel, wird durch die Solarenergie erhitzt und steigt durch die geringere spezifische Dichte wieder in den Tank auf, wo es als Warmwasser verwendet werden kann.“ Das Besondere an diesem System sei es, dass somit keine Pumpe benötigt würde, die zusätzlich Strom verbrauche, erklärt Fernholz. Dieses System, das sich die unterschiedlichen Dichten des Wassers zunutze macht, nennt man Thermosiphon-Effekt. „Die Dorfbewohner können auf diese Weise 40 Prozent ihrer Stromkosten einsparen!“ In Brasilien sei das Thema Strom vor allem deshalb so heikel, weil das Land extrem abhängig von der Wasserkraft ist. Saisonal treten Dürren und Überschwemmungen auf – das führt zu großen Schwankungen im Stromnetz „Wir wollen die Menschen unabhängiger vom Stromnetz machen.“ TeoG wird vor Ort entscheiden, wen sie für die Schulungen zum Bauen der Anlage ausbilden wollten. Außerdem wollen sie den Dorfbewohnern die Probleme mit dem Strom, Klimawandel und Energieverbrauch näher bringen und nachhaltig für eine Verbesserung sorgen. „Ich freue mich schon so sehr darauf, nach Brasilien zu fahren und dort wieder ein Projekt umzusetzen“, sagt Anja Fernholz mit leuchtenden Augen.

Damit die beiden Projekte erfolgreich umgesetzt werden können, werden noch Spenden benötigt. Das Computer-Projekt in Ghana soll ab Juli 2016 in die Tat umgesetzt werden. Der genaue Zeitpunkt des Solarthermie-Projekts in Brasilien steht noch nicht fest, sicher ist nur, dass es im Spätsommer 2016 stattfinden soll. Also, an die Mäuse, fertig, los! Ein paar Euro können viele Menschen glücklich machen!

 

Leonie Fößel

 

Die Bankverbindungen für Spenden der jeweiligen Projekte:

Ghana-Computerprojekt (Erlangen):

Kontoinhaber: Technik ohne Grenzen e.V.

IBAN: DE45430609678203681500

BIC: GENODEM1GLS

Kreditinstitut: GLS Gemeinschaftsbank

Oder alternativ die Möglichkeit, über die Projektseite zu spenden

 

Brasilien-Solarthermieprojekt (Rottenburg):

Kontoinhaber: Technik ohne Grenzen – RG Rottenburg

IBAN: DE38603501300000142346

BIC: BBKRDE6BXXX


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