Im Januar 2016 lief der japanisch-französisch-deutsche Film ‚Kirschblüten und rote Bohnen‘ in den Lamm-Lichtspielen in Erlangen. Solche interessanten Arthouse-Filme werden dort gezeigt! Leise präsentiert sich dieser Film von Naomi Kawase, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Durian Sukegawa. Still und in sich gekehrt sind auch seine drei Protagonisten: Sentaro, Betreiber einer kleinen, japanischen Bäckerei, Tokue, seine über 70 Jahre alte Küchenhilfe und Wakana, Schülerin und Besucherin der Bäckerei. Alle drei treffen in der Bäckerei zusammen, dem einzigen Ort, an dem sich ihre Melancholie bisweilen in vorsichtige Versuche von Ausgelassenheit verwandelt. Doch es findet eben keine stereotypische Entwicklung vom zurückgezogenen Großstadtbewohner hin zum extrovertierten und von Freunden umringten Helden statt. Das braucht der Film gar nicht. Er will nur zeigen und ein bisschen erzählen. Dies tut er umso eindrücklicher.
„Es ist Frühling in Japan – die Zeit der Kirschblüte, die Zeit des Aufbruchs und der Hoffnungen. (…) Auch Tokue (Kirin Kiki) möchte noch einmal neu anfangen. Sie bewirbt sich trotz ihres hohen Alters als Aushilfe in der etwas heruntergekommenen Imbissbude von Sentaro (Masatoshi Nagase). Dort werden traditionelle, mit roter Bohnenpaste gefüllte Dorayaki-Pfannkuchen angeboten, die bei der Kundschaft aber nur mäßig ankommen. Mit Hilfe von Tokues Bohnenpasten-Rezept läuft der Laden plötzlich rund. Doch die alte Dame hat ein Geheimnis, das die Zukunft von Tokue und Sentaro bedroht.“ So wird der Film auf Zeit Online treffend zusammengefasst.
Rotes Bohnenmus dient als Quelle der Poesie, bietet Gesprächsmaterial für die anfangs überaus schüchternen Protagonisten Sentaro und Tokue und wird in Bildern eingefangen, welche hier so anmutig wirken wie sonst nur überwältigende Naturaufnahmen. Es ist gewissermaßen der Kleber, welcher die drei Japaner zusammenhält – das rote Mus bildet den roten Faden des Films. Die bewegenden Lebensgeschichten der Protagonisten werden im Verlauf des Films nur fragmentarisch erzählt. Sie werden nicht aufgebauscht. Wenn sie sich wie bei Wakana als nicht allzu spektakulär erweisen, dann sind sie es eben nicht und dann muss darüber auch nicht allzu viel gesagt werden.
Der Fokus liegt trotz aller Stille auf dem Auskosten der Gegenwart und das gilt für die alte Tokue genau wie für Sentaro und Wakana. Das muss nicht laut sein und auch nicht besonders stark. Deswegen bewegt die Geschichte dieser Schicksalsgemeinschaft wirklich. Weil sie so ist, wie sie ist – nicht mehr und nicht weniger. Sie vermittelt kleine Eindrücke über die japanische Gesellschaft. Vor allem erzählen hier jedoch maßvoll eingesetzte, aber starke Mimik sowie ruhige und ausdrucksstarke Bilder vom Leben, wie es vielleicht ein bisschen ist. Die Musik passt wundervoll. Sie leistet einen Beitrag zu einer Atmosphäre von Entschleunigung, die überhaupt nicht langweilig, sondern extrem wohltuend ist. Der Film weist bei aller Melancholie trotzdem sehr humorvolle Stellen auf. Tokues Lächeln steckt alle an, die Protagonisten im Film wie die Zuschauer im Kinosaal.
Anschauen kann man den Film hier in der Umgebung momentan in Bamberg im Lichtspiel Kino und Café. Für alle, die dort nicht so schnell vorbeikommen werden: es lohnt sich, auf die DVD zu warten, welche ab Juni 2016 im Handel erhältlich sein wird.