Wer kennt das nicht – ein langer Uni- oder Arbeitstag und die absolute Lustlosigkeit zu kochen. Die Mägen wurden bisher gestopft mit Fertiggerichten oder blieben schlicht und ergreifend leer. In ganz schwachen Momenten wird der Lieferdienst gerufen. Doch das muss nicht mehr sein, denn jetzt kommt die Rettung: OpenKitchen. Doch was verbirgt sich hinter diesem neuen Konzept und was macht es so einzigartig? Ich habe mich mit Philipp Stein und Tim-Christopher Binder von OpenKitchen getroffen und mit ihnen über ihre Idee geplaudert.
Es war einmal…
Philipp Stein hat an der FAU BWL studiert und sich anschließend selbstständig gemacht, was bedeutete: Viel Arbeit – wenig Zeit! Darunter litt natürlich auch die eigene Küche, in der sich Philipp eher selten blicken ließ. FastFood, Restaurantbesuche und Tiefkühl gehörten zu seinem Alltag. Und genau hier keimte vor rund vier Jahren zum ersten Mal die Idee auf, dass es doch auch eine Alternative zum Restaurant, Lieferdienst, Fastfood und Fertiggericht geben müsste. Diese Grundidee verankerte sich und nachdem er vor eineinhalb Jahren sein Unternehmen verkauft hat, war er bereit sich neuen Herausforderungen zu stellen. Tim hat in Pforzheim International Business studiert und in Würzburg bereits bei einem Start-up aus der Food-Branche mitgewirkt. Da er eine ausgeprägte Leidenschaft für gutes Essen hegt, wollte er dieser Branche treu bleiben. Auch er suchte vor einigen Monaten eine neue Herausforderung und wie es der Zufall so will haben sich Philipp und Tim im Sommer auf einer Konferenz getroffen und festgestellt, dass sie im Prinzip die gleiche Idee haben: Hausmannskost für Jedermann. Von da an steckten sie gemeinsam viel Zeit und Engagement in ihr neues Projekt OpenKitchen. Mit Erlangen war nach kurzer Überlegung ein geeignetes Terrain gefunden worden, um das Vorhaben zu starten.
OpenKitchen bringt zusammen, was zusammen gehört
„OpenKitchen verändert die Art wie Menschen essen genießen. Wir sind der Meinung, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, Leckeres und Frisches zu genießen – und das jeden Tag. Daher haben wir eine Plattform entwickelt, über die leckere Speisen angeboten, entdeckt und abgeholt werden können.“, so Philipp über sein Projekt. Das Prinzip von OpenKitchen ist simpel: Auf der einen Seite gibt es viele Menschen, die dem Kochen einfach nichts abgewinnen können oder keine Zeit haben. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr ambitionierte Hobbyköche, die sich regelmäßig die leckersten Menüs kochen. Oftmals bleiben letztere aber auf vielen leckeren Portionen sitzen, weil die Augen einfach mal wieder größer waren als der eigene Hunger. Hier kommt OpenKitchen ins Spiel – die Esser werden an Köche aus der Umgebung vermittelt. Die Köche, die eh für sich selbst kochen, machen mit wenig Aufwand einfach ein paar Portionen mehr, die sie dann an andere Leckerschmecker zu verkaufen. Je mehr Teilnehmer mitmachen, desto kürzer werden die Entfernungen zwischen Hobbykoch und Esser.
Wie funktioniert das?
Wie der Name schon sagt öffnen leidenschaftliche Köche ihre Küchentüren, um ihre Gerichte mit anderen zu teilen. Derzeit befindet sich OpenKitchen in der Pilotphase und wird über eine Web-App gesteuert: „Wer mitmachen möchte [als Koch oder als Esser], kann sich über www.OpenKitchen.com bei uns registrieren. Mit den Hobbyköchen nehmen wir sofort den Kontakt auf um diese so schnell wie möglich für die Pilotphase freischalten zu können. Alle Feinschmecker die sich in der Umgebung des Hobbykochs befinden, schalten wir manuell frei, sodass man den Speiseplan einsehen kann. Über einen persönlichen, individuellen Link kann man seine gewünschte Portionenanzahl bis 8 Stunden vor Abholzeit ändern.“. Auch Uhrzeit und Adresse wird ihnen mitgeteilt und so können die Esser dann mit Tupper oder Teller bewaffnet anrücken und ihr Essen selbst abholen. Der Koch erhält einen Unkostenbeitrag für den Einkaufs-, Strom- und Spritpreis. Zusätzlich freut er sich über ein freiwilliges Trinkgeld. Zusammen sollte ein Gericht zwischen 3 und 7 Euro kosten. Die Anmeldung an sich ist kostenlos. OpenKitchen finanziert sich derzeit noch aus Privatmitteln.
Vor Kurzem ist die Pilotphase des Projekts gestartet und die Resonanz ist durchweg positiv. „Wiederholungstäter, die gleich wieder Essen bestellen, sind das beste Feedback“, so Tim, der die Teilnehmer vor Ort besucht und das Essen auch mal selbst testet. Auch eine rührende Geschichte kann Tim schon erzählen: „ Mich rief eine Frau an, die gerade aus dem Krankenhaus gekommen ist. Sie wollte bei mir essen bestellen, da sie aktuell nicht in der Lage ist, selbst zu kochen. Ich habe sie dann an einen unserer Köche vermitteln können. Die Frau war sehr glücklich und hat am nächsten Tag gleich wieder bestellt.“ Die Pilotphase wird noch bis Anfang nächsten Jahres dauern.
Das Besondere
OpenKitchen ist aus mehreren Gründen so besonders. Zum einen trifft das Projekt den Zeitgeist, der hin zum Sharing geht – in diesem Fall mit dem Hintergrund Strom und Lebensmittel zu sparen. Zum anderen ist die Idee an sich schon sehr alt: Früher war es selbstverständlich, dass in einer Familie für alle Generationen zusammen gekocht wurde. Gut und gerne wurden zehn Leute durch einen Herd ernährt. Da der Trend in unserer heutigen Gesellschaft aber eher zu Single- oder Zwei-Personenhaushalten geht, kann man das frühere Prinzip einfach neu auslegen und so wieder mit einem Herd möglichst viele Esser sättigen. Auch eine ganz simple Qualitätsgarantie gibt es bei OpenKitchen, denn was man für sich selbst und seine Kinder kocht, dass muss ja gut schmecken!
Ein Blick in die Zukunft
Über die Web-App wird derzeit noch vieles manuell gesteuert, so ist ein direktes Feedback möglich. Auf Grundlage dieses Feedbacks wird dann im kommenden Jahr über Crowdfunding eine App für das Smartphone entwickelt. Man kann dann von überall auf die Seite zugreifen und schnell Essen bestellen. Wenn es soweit ist, wird es ein Bezahlungssystem geben, was mehr Sicherheit für die Hobbyköche schafft. Auch ein Bewertungssystem, wie man es von anderen gängigen Plattformen kennt wird eingeführt.
Fun Fact
Welche Wellen OpenKitchen schon jetzt schlägt, habe ich während des Gesprächs selbst gemerkt. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass auch mein Nachbar schon als aktiver Koch registriert ist. Und so wurde ich selbst Teil der Community und werde am Freitag mein erstes Gericht, das ich über OpenKitchen geordert habe, abholen. Es gibt Kartoffelauflauf mit Gemüse-Sahne-Soße…ich freu mich drauf!
Habt ihr noch Fragen oder wollt direkt mitmachen, dann besucht einfach www.openkitchen.com. Auch Helfer, die das Organisationsteam unterstützen wollen sind gerne willkommen.