
Christian Rückert ist ein Beweis dafür, dass Juristen auch ordentlich zupacken können. Foto: Milena Kühnlein.
Die Tiger und Kleeblätter der Region sind mittlerweile wohl jedem noch so großen Sportmuffel bekannt. Doch wie sieht es eigentlich mit den Widdern aus? Die Nürnberg Rams etablierten sich 2012 in der German Football League 2 und erzielten seitdem große Erfolge. Im Jahr 2013 erreichten sie sogar den dritten Platz der Liga. Trotzdem schauen bei einem Heimspiel im Schnitt nur etwa 500 Leute zu, Football bleibt eine Randsportart.
Christian Rückert, aktiver Spieler bei den Rams, fällt im Juridicum in Erlangen, trotz 120 Kilo auf 1,90m Körpergröße, nicht wirklich auf. Legt er aber die Tarnung des Streifenpullis ab und stattdessen seine Protectors an wird klar, dass er neben Paragraphen und dem StGB auch noch eine andere Leidenschaft hat: American Football. Wer Cheerleader, Quarterbacks und den ledrigen Football nur aus Teenager-Filmen kennt, hört jetzt besser mal genauer hin. Denn im Sommer sollten dann die Liebsten eingepackt und zum Zeppelinfeld in Nürnberg gefahren werden – Dort zeigen die Rams, was sie können und darüber hinaus, dass Football etwas für die ganze Familie und ein absolut sehenswerter Sport ist.
Wann und wie bist du zum Football gekommen?
Christian Rückert: 2010 kam ich zum Football. Ich bin über einen Kumpel dazu gekommen, der hat damals schon bei den Rams gespielt. Die Rams waren damals noch in der Bayernliga, wollten das Ganze dann aber etwas größer aufziehen und aufsteigen. Sie haben deswegen Spieler aus anderen Sportarten rekrutiert. Ich habe vorher Handball gespielt und verschiedene Kampfsportarten gemacht. Eine Kombination, die ganz gut gepasst hat fürs Footballspielen.
Was gefällt dir an American Football?
Christian Rückert: Football ist für mich tatsächlich der schönste Sport, den ich je gemacht habe. Ich glaube, es sind vor allem drei Punkte. Punkt eins ist die intellektuelle Herausforderung. Man nennt es nicht umsonst Rasenschach. Auf der anderen Seite die wahnsinnige Körperlichkeit. Also den Kontakt kenne ich so auch aus keiner anderen Sportart. Es ist im Football nochmal eine ganz andere Schippe Härte dabei, das gefällt mir auch sehr gut. Der letzte Punkt ist vielleicht sogar der wichtigste: Ich habe noch nie so einen Teamgeist gesehen, noch nirgendwo so eine Brüderlichkeit. Es gibt im Football keine Feindschaften zwischen Mannschaften oder Fans, es wird alles auf dem Platz sportlich ausgetragen. Die Stimmung ist insgesamt immer gut.
Warum hast du dich für ein Jurastudium entschieden?
Christian Rückert: Als Jugendlicher war ich ein großer Fan von Anwaltsserien im Fernsehen. Nach dem Abitur habe ich dann bei einem Strafverteidiger ein Orientierungspraktikum gemacht und war sofort vom Beruf des Strafjuristen begeistert. Daher habe ich mich dann für ein Jura-Studium entschieden und bin der Juristerei bis heute treu geblieben
Wie oft trainiert ihr in der Woche?
Christian Rückert: Wir trainieren im Moment nur zweimal die Woche. In Anführungszeichen „nur“, denn das ist der Sportplatz- und Hallensituation in Nürnberg geschuldet. Wir machen einen Großteil unserer Vorbereitung draußen, also auch über den Winter hinweg. Deswegen trainieren wir quasi zweimal zusammen und selbst dann noch in kleineren Gruppen, hauptsächlich im Fitnessstudio.
Du promovierst im Moment an der FAU. Wie schaffst du es die Promotion, Football und dein Privatleben unter einen Hut zu bringen?
Christian Rückert (lacht): Das ist hauptsächlich eine Frage des Zeitmanagements. Manchmal ist es schon schwierig. Ich habe ja auch eine Stelle am Lehrstuhl, zusätzlich noch die Promotion. Dazu trainiere ich persönlich fast jeden Tag in der Woche. Im Endeffekt fahre ich in der Früh in die Arbeit, dann direkt ins Training und bin so um 22 Uhr daheim. Dann geht’s schlafen und am nächsten Tag eigentlich genauso weiter.
Am ersten Sonntag im Februar findet in den USA bekanntlich der Superbowl statt. Organisieren die Rams eine Party?
Christian Rückert: Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Normalerweise gibt es immer eine, die die Rams mitveranstalten. Die ist immer ganz witzig. Viele der Spieler gehen dort auch hin. Ich musste die letzten Jahre immer arbeiten, habe es mir aber trotzdem angetan. Aber einmal im Jahr kann man das schon machen. (Anmerkung: Die Superbowl-Übertragung läuft im deutschen Fernsehen bis in die frühen Morgenstunden.)
Warum sollte man zu einem Spiel der Nürnberg Rams kommen?
Christian Rückert: Auch wenn es zweite Bundesliga ist, ist die Stimmung noch sehr familiär, weil es eben immer noch eine Randsportart ist. Für Familien und Kinder ist es super geeignet, es gibt gutes Essen, gute Getränke. Man kann also einen sehr schönen Sommernachmittag mit sehr attraktivem Sport verbringen. Wir haben einen Stadionsprecher, der sich sehr viel Mühe gibt, die Regeln für die Leute, die das erste Mal dort sind, zu erklären.
Danke für das Interview.