Vor über einem Jahr hatte ich eines der anstrengendsten und herausfordernsten Semester meiner Studienlaufbahn. Doch es war auch das erlebnissreichste, spannendste und lehrreichste und ich bin mir sicher, auch nach meinem Studium noch viel daraus mitzunehmen. Was war im Semester vor einem Jahr so anders als in allen anderen? Zu einem sehr großen Teil meine Teilnahme am FAUMUN-Projekt 2015/16. Ein Jahr später – etwas melancholisch und heimlich still und leise konstant den Erfolgen der neuen Delegation 2017 folgend – traf ich mich mit Richard Endörfer, nicht nur um in Erinnerungen zu schwelgen, sondern auch um FAUMUN mal aus der Sicht des Projektleiters kennenzulernen.
Was genau ist FAUMUN?
Erstmal zur hochoffiziellen Erklärung: FAUMUN ist ein Projekt, das am Zentralinstitut für Wissenschaftsreflektion und Schlüsselqualifikationen angesiedelt ist. Es geht um die Simulation der Vereinten Nationen auf verschiedenen Planspielebenen mit dem großen Ziel erfolgreich an der größten UN-Simulation weltweit teinzunehmen: Der NMUN in New York. Über 6000 Studierende aus über 400 Universitäten der gesamten Welt kommen dort zusammen und simulieren in verschiedenen Organen der Vereinten Nationen – zum Beispiel im Sicherheitsrat, der Generalversammlung oder dem UN-Flüchtlingswerk – die Arbeit dieser.
Es werden Resolutionen geschrieben und Koalitionen geschmiedet. Die FAU ist hierbei mit der FAUMUN-Delegation nun seit zehn Jahren erfolgreich vertreten und man kann sich jedes Jahr im Sommerrsemester hierfür bewerben. Mit etwas Glück wird man nach erfolgreicher Bewerbung Teil der FAUMUN- Delegation und bereitet sich mit Hilfe eines Vorbereitungssemesters auf diese große Konferenz vor.
Ein Semester Vorbereitung? Ist das wirklich nötig?
Vielleicht fragt ihr euch jetzt: Braucht man wirklich ein ganzes Semester um das zu lernen? – Oooooh jaa!! Richard hat Recht, wenn er sagt, dass es viel Hintergrundwissen und Sicherheit benötigt, um vor über vierhundert Leuten eine Rede in New York halten zu können. Die kriegt man – so blöd das jetzt klingen mag – nur durch üben, üben, üben hin. Als ehemalige Delegierte kann ich ihm da nur zustimmen. Mithilfe von Redetraining, Verhandlungstraining und dem Erlernen der Geschäftsordnungsregeln der Vereinten Nationen wird man genau darauf vorbereitet. Und ganz unter uns: Bis man die Geschäftsordnung der Vereinten Nationen richtig verstanden hat, braucht es eine Weile: Denn die sind wirklich kompliziert und man will sich ja auf den Konferenzen nicht blamieren.
Wie genau ist das FAUMUN-Projekt jetzt aufgebaut?
Erstmal ist es wichtig zu wissen, dass es zwei Möglichkeiten gibt um an FAUMUN teilzunehmen. Es ist wirklich sehr zeit- und doch auch kostenaufwendig, um an der ersten Variante mit einem Semester Vorbereitungssemester und abschließender Teilnahme an der NMUN in New York teilzunehmen. Dass die abschliessende MUN in New York – einer der teuersten Städte weltweit – stattfindet, hat halt leider doch auch seine Schattenseiten:
Deswegen ist es für jeden möglich, ohne Bewerbung an einem Blockseminar teilzunehmen. An zwei Wochenenden im Februar nimmt man quasi an einer „abgespeckteren“ Version der Primäralternative und abschließend an der BayernMUN teil. Hierfür kann man sich einfach über StudOn anmelden. Trotzdem nimmt man auch beim Blockseminar alle drei Module durch, die bei der Primäralternative bearbeitet werden: 1. Soft Skills mit Redetraining und Verhandlungstraining; 2. die Inhaltliche Auseinandersetzung und Vorbereitung auf das Land, das man beim Planspiel vertritt und 3. dann das Erlernen der Geschäftsordnung und die abschließende Teilnahme an einer UN-Simulation. Als Blockseminar-Delegierter wäre das dann die BayernMUN und wenn man als FAUMUN-Delegierter antritt, die NMUN in New York City.
Puh, das klingt jetzt aber schon alles sehr politisch. Welche Fachrichtungen können denn an FAUMUN teilnehmen?
FAUMUN ist ein fakultätsübergreifendes Projekt. Das heißt, dass Studierende aus allen möglichen Fachbereichen daran teilnehmen können. Jedes Jahr versucht die Projektleitung das Seminar so interdisziplinär und international wie nur möglich zu gestalten.
Es ist daher sehr willkommen, wenn sich neben den „typischen“ Jura- und Politikwissenschaftsstudenten auch Leute aus allen Fachrichtungen und Fakultäten bewerben. Das Projekt lebt von diesem Austausch. Dieses Jahr war jede Fakultät mit mindestens einem Studenten verteten. Ob es da ein reiner Zufall war, dass die Delegation in New York so erfolgreich war und den Outstanding Delegation Award gewonnen hat? Wohl kaum.
Lohnt es sich überhaupt für mich als Medizin-, Mathematik- oder Architekturstudent an dem Projekt teilzunehmen? Ich hab ja nicht vor später in die Politik zu gehen?
Natürlich geht es zu einem großen Teil um die inhaltliche Vorbereitung mit einem Land und der diplomatischen Arbeit. Dennoch versucht FAUMUN einen anderen Schwerpunkt zu legen: Egal aus welcher Studienrichtung man kommt; durch das Rede- und Verhandlungstraining erlernt man Soft Skills, die später in jeder Lebenslage Anwendung finden. Unabhängig ob in einer weiteren wissenschaftlichen Karriere, der freien Wirtschaft, Lehre oder einfach nur im Alltag.
So abgedroschen es auch klingen mag. Man lernt bei FAUMUN wirklich fürs Leben. Durch die Praxiserfahrung bekommt man eine Sicherheit beim Reden und Präsentieren, die man in keinem anderen Seminar oder Vorlesung im Lesesaal mitnimmt.
Ob beim Halten von Referaten in der Uni, beim professionellen Auftreten bei Bewerbungsgesprächen oder bei einer Verhandlung beim Nachtflohmarkt. Je länger meine persönliche Teilnahme an FAUMUN her ist, desto mehr merke ich, wie mir fast tagtäglich meine Teilnahme zu Gute kommt.
Richard, ich danke dir herzlich für das Gespräch!
Wenn ihr euch für eine Teilnahme am FAUMUN-Projekt, dem Block-Seminar interessiert oder euch noch weiter informieren wollt, dann schreibt doch einfach entweder eine E-Mail an oder informiert euch auf der Website.