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Wenn Plüschtiere Organe haben: Das Teddybärenkrankenhaus

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Spielerisch lernen die Kinder im Teddybärenkrankenhaus, dass ein Besuch beim Arzt nicht schlimm sein muss. Foto: Milena Kühnlein

Spielerisch lernen die Kinder im Teddybärenkrankenhaus, dass ein Besuch beim Arzt nicht schlimm sein muss. Foto: Milena Kühnlein

Den Kindern die Angst vorm Arzt nehmen: Darum geht es bei dem Projekt „Teddybärenkrankenhaus“. Seit 2008 findet der Event für Kinder hier in Erlangen statt, dieses Jahr war es vom 14. Juni bis zum 16. Juni im Erlanger Schlossgarten wieder soweit.  2008 checkten rund 400 Kindern mit ihren Teddys im Hospital ein, letztes Jahr waren es schon über 900. Dieses Jahr erwartet das Team über 1000 Teddy-Besitzer, die ihre Sorgenkinder zur Untersuchung vorbeibringen.  In mehreren Zelten wurde vorm Kollegienhaus ein Krankenhaus für Plüschtiere aufgestellt, mit allem was eben dazu gehört. In einem der Zelte müssen die Kids ihre Hasen, Bären und Affen erst einmal registrieren, wiegen und messen lassen. Ganz wichtig dabei: Ankreuzen wo der kuschelige Wegbeleiter das Weh-Weh hat. Dann geht es, je nach Verletzungsgrad, in die anderen Abteilungen. Finanziert wird das Ganze durch Sach- und Geldspenden.  Das Organisations-Team besteht aus 15 festen Mitgliedern, die sich über den Aufbau, die Online-Präsenz und den Austausch mit anderen Teddy-Kliniken in Deutschland um alles kümmern. Auch ein paar alte Hasen (echte, keine aus Plüsch) begleiten und betreuen das Projekt seit Jahren und wirken im Hintergrund immer noch mit. Die Freiwilligen studieren alle entweder Medizin oder Zahnmedizin und wollen mit ihrer Teilnahme am Projekt vor allem ein Lächeln ins Gesicht der Kinder zaubern. Hintergrund ist unter anderem folgender:  Eine Schnittwunde, oder Impfung der Kleinen entwickelt sich für die Eltern manchmal schon zu einer Katastrophe zweiten Grades. Die Angst vor den Menschen in den weißen Kitteln soll den Kleinen endlich genommen werden, deswegen ist es wichtig, dass die Kinder im Teddybärenkrankenhaus so viel wie möglich selbst machen, ausprobieren und mitmachen.

Röntgen, MRT und Ultraschall

Medizinstudenten der FAU organisieren das Event und führen es auch mit viel Freude durch. Foto: Milena Kühnlein

Medizinstudenten der FAU organisieren das Event und führen es auch mit viel Freude durch. Foto: Milena Kühnlein

Das geliebte Stofftier wird nach dem Messen und Wiegen nun in andere Abteilungen geschickt. An einem Projektor werden Röntgenaufnahmen simuliert, ein selbstgebasteltes MRT erklärt den Kindern was passiert, wenn der Teddy in die Röhre muss. Sogar ein Ultraschallgerät darf das Plüschtier durchleuchten. Wichtig ist, dass Kinder erkennen, dass diese Untersuchungen nichts Schlimmes sind und dem Teddy vor allem nicht wehtun. Für die ganz drastischen Fälle ist im hinteren Eck der Zelte sogar ein OP eingerichtet. Mit ihren blauen Kitteln und Operationswerkzeug wirken die Studenten schon mehr als professionell, wenn sie einem Plüschschwein die leider abgerissene Nase wieder annähen. Die Idee des Krankenhauses wurde wirklich konsequent und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt.Um den Kindern allgemein mehr über das Thema Anatomie beizubringen, gibt es außerhalb des Krankenhauses den Anschauungsteddy-Bruno.  Dieser liegt draußen vor dem Zelt auf einer Trage und wird in regelmäßigen Vorstellungen von innen nach außen gedreht. Das Herz, die Leber, die Nieren und sogar ein (erschreckend langer) Plüschdarm werden von den Kindern aus dem Teddy geholt, während ein Student simultan die jeweiligen Funktionen der Organe erklärt.  Dadurch erfährt der Nachwuchs wo sich welche Organe befinden, und sogar die Frage warum Bruno nach einem großen Glas Wasser die Toilette aufsuchen muss, werden endlich geklärt. Die Kinder zeigen sich dabei mehr als offen und neugierig, scheu die plüschigen, bunten Organe anzufassen, hat fast keiner. Durch das Teddybärenkrankenhaus wird Medizin und der menschliche Körper für die Kinder spielerisch, spannend und lustig erklärt.

Die Gesundheit im Fokus

Der herausnehmbare Stoff-Darm des Teddys ist erschreckend lang. Foto: Milena Kühnlein

Der herausnehmbare Stoff-Darm des Teddys ist erschreckend lang. Foto: Milena Kühnlein

Das Thema Gesundheit steht grundsätzlich im Vordergrund: Im Zelt der Zahnmediziner werden den Kindern deswegen die wichtigsten Regeln zum Thema Zähneputzen und gesunder Ernährung beigebracht. Die Devise lautet auch hier „learning by doing“. Die Gefahr von Karies wird beispielsweise so erklärt, dass die Kleinen einen von Karies befallenen Zahn mit Zahnpasta-Bällen bewerfen, um ihn wieder  davon zu befreien. Die klassische Ernährungspyramide ist nicht nur als Anschauungsmaterial vorhanden, sondern wird von den Kindern eigenhändig mit gesunden und ungesunden behängt. Hat der Teddy all diese Torturen bestanden, darf er sich in der Apotheke noch ein Medikament abholen. Jedes Kind bekommt zudem einen Apfel und Zahnputzzeug geschenkt. Die Resonanzen der Kindergärten, Eltern und mitwirkenden Studenten sind durchweg positiv. Für die Kinder bedeutet das Teddykrankenhaus ein aufregender, wissensreicher Ausflug, bei dem die ein  oder anderen tatsächlich die Angst vom Zahnarzt genommen wird. Für die Studenten ist es eine schöne Methode den Kindern ihren zukünftigen Beruf näher zu bringen, und den späteren Kollegen vielleicht sogar ein paar Schreihälse und Heulkrämpfe in den Praxen zu ersparen.

Milena Kühnlein


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