Daniel von Stephani aus Erlangen verkauft T-Shirts und verschenkt Aufkleber an Privatpersonen und Geschäfte, damit sie ihrer Offenheit gegenüber Geflüchteten Ausdruck verleihen können. Die Spenden kommen Geflüchteten zu Gute. In einem netten und interessanten Gespräch berichtete er über sein FremdeFreunde-Projekt.
Wofür steht dein FremdeFreunde-Projekt?
Daniel: FremdeFreunde steht dafür, dass man Geflüchtete nicht als unbekannte Masse ansehen, sondern sie genauso wie alle anderen Menschen als Individuen betrachten sollte. Jedoch will ich mich nicht in die Politik einmischen, sondern die Möglichkeit schaffen, von Mensch zu Mensch Positives bewirken zu können. FremdeFreunde steht für Verbindung, Gleichheit und Einladung!
Unter dem Label Davonstart arbeitest du als Creative Consultant & Artist. Was machst du dabei genau?
Daniell: Diese Arbeit führe ich neben meinem Vollzeitjob aus. Ich berate Unternehmen bezüglich Corporate Design, Internetauftritt und Printprodukten. Eigentlich habe ich Wirtschaftspsychologie in Nürnberg studiert, aber da ich schon immer gerne kreativ arbeite und außerdem eine Berufung darin sehe, Unternehmen zu helfen, ihre Persönlichkeit nach außen zu präsentieren, habe ich mich für diese freiberufliche Nebentätigkeit entschieden. Am liebsten unterstütze ich tolle, gemeinnützige Projekte, welche sich nicht so gut mit Marketing auskennen. Beispielsweise habe ich gerade das Logo für das Café Asyl in Erlangen entworfen. Meiner Meinung nach sind auch solche Projekte in gewisser Weise Produkte, die sich verkaufen lassen und präsentieren müssen. Es ist doch sinnlos, wenn tolle Inhalte nicht genauso toll präsentiert werden. Von einem Unternehmen beauftragt, setze ich mich zunächst mit den Leuten dort zusammen, schaue mir an, wie der Charakter der Firma ist und wie die Menschen drauf sind. Später entstehen dann Logo und Bilder. Man sieht natürlich bei einem Logo am Ende nie, wie viel Arbeit und Entwicklung dahinterstecken. Mein Label Davonstart ist übrigens doppeldeutig. Einmal steht es für „davon starten“ und zum anderen stecken mein Name und ein anderes programmatisches Wort darin.
Wie bist du auf das FremdeFreunde-Projekt gekommen?
Daniel: Ich lebe nach dem Motto: „Ich suche nicht, ich finde“. Das hat Picasso mal gesagt. Der eigentliche Anstoß für mein Projekt war ein Kommentar von Anja Reschke bezüglich der Flüchtlingssituation in den Tagesthemen letzten Sommer. Über Nacht ist dann meine Idee entstanden. Es ist immer so bei mir, dass eine Idee kommt und gleich voll entfaltet wird. Schon seit Ewigkeiten wollte ich gerne ein T-Shirt entwerfen und plötzlich schien der richtige Anlass dafür gekommen zu sein. Außerdem gefällt mir das bekanntere Refugees-Welcome-Shirt ehrlich gesagt nicht so gut. Es ist sehr klischeehaft und vermittelt ein eher falsches Bild. Mit meiner Freundin und mit Freunden zusammen habe ich mich ausgetauscht und mir Zuspruch und Ratschläge für die Ausführung des Projekts geholt. Schließlich hatten wir 40 verschiedene Entwürfe für ein Logo. Darüber hinaus entwickelte ich die Aufkleber, welche vom Schilderladen Erlangen produziert und gespendet wurden. Klar war für mich sofort, dass ich das Projekt von meinem Privatleben und meinem Hauptberuf trennen will, denn es geht mir hier wirklich um die Sache und nicht darum, mich selbst zu rühmen. Deswegen trete ich auch hier unter meinem Künstlernamen Davonstart auf. Ein weiterer Grund für mein aktives Interesse an der Flüchtlingssituation waren sicher auch die angenehmen Erfahrungen, welche ich bei einem Auslandsaufenthalt in Malaysia gesammelt habe. Diese haben mein kollektivistisches Denken und meine soziale Mentalität sehr geprägt. Einfach zu helfen und auf andere zuzugehen kostet in einer Gesellschaft wie unserer zwar Überwindung, aber schafft Lebensfreude für mich und andere. Davon bin ich jedenfalls überzeugt und ich überwinde mich gerne zu Hilfsbereitschaft.
Wie kam das Projekt bisher an? Ist die Nachfrage nach T-Shirts und Aufklebern auch außerhalb Erlangens groß?
Daniel: Regionale Zeitungen haben bereits über mein Projekt berichtet. Der Erlanger Oberbürgermeister sowie das Theater Erlangen und die Stadtbibliothek sind schon mit im Boot. Außerdem habe ich vor kurzem eine Anfrage von der Auslandsstelle der FAU bekommen, was mich sehr gefreut hat. Einige Geschäfte in Erlangen haben auch schon einen Aufkleber angenommen und an ihrer Ladentür oder an einem anderen gut sichtbaren Ort befestigt. Leider wird die Idee, ein Foto von dem Aufkleber im entsprechenden Geschäft zu machen, um dieses auf meiner Seite veröffentlichen zu lassen, nicht von allen wahrgenommen. Es gibt eine Weareone Map auf der Homepage, in welche ich alle Geschäfte eintrage, die einen Aufkleber angebracht haben. Mein Projekt ist bisher nur in Erlangen und Region besser bekannt. In andere Städte komme ich leider nicht so oft und mir fehlen noch die nötigen Kontakte, die es weitertragen. T-Shirts wurden allerdings schon fleißig gekauft. Diese sind fair und umweltfreundlich produziert. Beim Kauf kann man sich entscheiden, ob man das Geld an Geflüchtete spenden oder stattdessen ein T-Shirt an einen Geflüchteten verschenken lassen möchte. Wir haben schon 200 Stück nachbestellen lassen. Die Idee mit der Shirt-Spende gefällt mir persönlich besser, denn viele Geflüchtete denken, sich mit dem Kauf von Billigware an unsere Konsumgesellschaft anpassen zu können und würden eine Geldspende womöglich nicht für fair produzierte Kleidung ausgeben. Der allgemeinnützige Sinn könnte so verloren gehen. Trotzdem sind natürlich beide Arten der Spende möglich.
Hattest du durch das Projekt schon viel Kontakt mit Geflüchteten? Wie nehmen diese das Projekt wahr?
Daniel: Ich war vor einiger Zeit in Buckenhof bei einer Aktion, bei welcher Geflüchtete zusammen mit den Buckenhofern Essen aus ihrer Heimat kochten. Das war toll! Außerdem gab es schon ein großes Shirt-Verteilungsevent in Erlangen, bei welchem T-Shirts aufgrund der zahlreichen Shirt-Spenden an Geflüchtete ausgegeben wurden. Die meisten haben sich sehr gefreut. Natürlich sind einige auch erst einmal skeptisch, was ich aber völlig nachvollziehen kann. Außerdem soll es ja ein Geschenk sein und keiner muss ein T-Shirt annehmen, wenn er das nicht möchte. Ich bin am Überlegen, ob ich das ganze Projekt unter dem Label FremdeFreunde nicht ausweiten möchte auf Toleranz allgemein, also gegenüber alten Menschen, Migranten, Geflüchteten und so weiter. Meine Freunde meinen aber, je klarer und konkreter die Message sei, desto besser und da haben sie auch wieder Recht. Ich sollte vielleicht nicht gleich versuchen, die eierlegende Wollmilchsau zu erfinden… J
Vielen Dank an Daniel von Stephani für das Interview!
Hier könnt ihr T-Shirts kaufen und kostenlos Aufkleber anfordern. Viel Spaß!